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Krisis und Kairos

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Kluwe, S. (2003). Krisis und Kairos. Eine Analyse der Werkgeschichte Rainer Maria Rilkes. Duncker & Humblot. https://doi.org/10.3790/978-3-428-50642-2
Kluwe, Sandra. Krisis und Kairos: Eine Analyse der Werkgeschichte Rainer Maria Rilkes. Duncker & Humblot, 2003. Book. https://doi.org/10.3790/978-3-428-50642-2
Kluwe, S (2003): Krisis und Kairos: Eine Analyse der Werkgeschichte Rainer Maria Rilkes, Duncker & Humblot, [online] https://doi.org/10.3790/978-3-428-50642-2

Format

Krisis und Kairos

Eine Analyse der Werkgeschichte Rainer Maria Rilkes

Kluwe, Sandra

Schriften zur Literaturwissenschaft, Vol. 20

(2003)

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Abstract

Kairos, bei den Griechen der Gott des günstigen Augenblicks, balanciert auf des Messers Schneide: Er verkörpert jene ambivalente Macht, die den Menschen zur autonomen Gestaltung seiner Zeit herausfordert und sich ihm zugleich - als ein Göttlich-Unverfügbares - entzieht. Dieses Paradoxon einer theonomen Autonomie erfuhr in den Modernitätskrisen des frühen zwanzigsten Jahrhunderts, am Kreuzweg von 'Gott-ist-tot' und Übermensch, eine eigentümliche Renaissance. Zumal die Werkgeschichte Rilkes dokumentiert den bisweilen verzweifelten Versuch, Kairos, den göttlich scheinenden Geistesblitz, den unverfügbaren Augenblick äußersten schöpferischen Vermögens, produktionsästhetisch herbeizuzwingen und werkästhetisch zu »leisten«. Die Folge war ein tiefgreifender Konflikt zwischen Autonomieästhetik und Inspirationspoetik: zwischen dem »Willen zur Macht als Kunst« und der gleichzeitigen Abhängigkeit von einem kairologischen »Diktat«.

An Texten verschiedener Werkstufen - vom 'Florenzer Tagebuch' bis zu Rilkes letzten Gedichten -, vor allem jedoch an der Entstehungsgeschichte der 'Duineser Elegien', dem interpretatorischen Schwerpunkt der Studie, zeigt Sandra Kluwe, dass dieser Konflikt Rilkes gesamtes dichterisches Schaffen bestimmte und kaum jemals zum Ausgleich gebracht werden konnte. Was blieb, war die Konstruktion-Dekonstruktion eines göttlichen Augen-Blicks, der vom »Flugsand der Stunden« zersetzt und vom Perspektivismus des Augen-Scheins gebrochen wurde.

Table of Contents

Section Title Page Action Price
Vorwort 7
Inhalt 9
I. Ideengeschichtliche Grundlegung 13
1. Zur Semantik des Substantivs ‚καιροσ‘ 16
a) Semasiologische Analyse 16
b) Onomasiologische Vernetzung 20
2. Zur Korrelation von Krisis und Kairos. Abgrenzung der ‚Epiphanie‘ als zeitloses Jenseits dieser Korrelation 21
3. Zur Ideengeschichte der Krisis 25
4. Zur Ideengeschichte des Kairos 27
a) Der griechisch-antike Kairos 27
b) Der jüdisch-christliche Kairos 45
c) Kairos als römisch-antike Occasio 50
d) Kairos im Mittelalter 51
e) Kairos in der Neuzeit 54
II. Krisis und Kairos in der Werkgeschichte Rainer Maria Rilkes 75
1. Problemaufriss und Forschungsbericht 75
2. Das Frühwerk: Präkritische Kunstmetaphysik und Rühmung des autonomen Kairos 97
a) Das ‚Florenzer Tagebuch‘ (1898) als Prophetie des werkgeschichtlichen Heilswegs 97
b) Das ‚Stunden-Buch‘ (1899–1903) zwischen luziferischer Zeit und göttlicher Ewigkeit 102
c) Umschlag in den heteronomen Kairos: Das Gedicht ‚Der Schauende‘ (1901, ‚Buch der Bilder‘) 106
3. Hommage an die Inkarnation des autonomen Kairos: Die Monographie ‚Auguste Rodin‘ (1902/1907) 110
4. Die ‚Verwandlung‘ der ‚Vision‘: Poetische Eigenzeit in den ‚Neuen Gedichten‘ (1902–1908) 116
a) Das Plötzliche als Leerstelle 120
b) Die Wendestruktur als Paradoxiestruktur 124
c) ‚Archaischer Torso Apollos‘ (1908) oder der Fruchtkern des Augen-Blicks 127
5. Kairos als sujet und Erzählprinzip der ‚Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge‘ (1904–1910) 141
a) Der Augen rechter Blick: Maltes Schule des Sehens 141
b) Die Heteronomie des Blicks: Maltes Ästhetik des Hässlichen und der negative Kairos der Reflexion 145
c) Nikolaj Kusmitsch oder die Geschichte von der Epiphanie der Zeit 151
d) Die Geburt des modernen Romans aus dem Zu(sammen)fall novellistischer Kairoi 154
e) Der negative Kairos des Erzählens als werkgeschichtliche Prophetie des Duineser ‚Diktats‘ 166
6. Figura des Kairos: Die ersten ‚Duineser Elegien‘ (1912) 168
a) ‚Sturm‘, ‚Gnade‘, ‚Diktat‘: Topoi in Rilkes Selbstdeutung des Kairos von Duino 170
b) Der ‚große Stil‘: Formanalytische Vorbemerkungen zur Kairologie der ‚Duineser Elegien‘ 178
c) Die Erste Elegie 185
d) Die Zweite Elegie 208
7. Ansätze zur Neunten und Zehnten Elegie (1912) 226
8. Der Augenblick im Rückblick I: Die Reflexion des Duineser Kairos in ‚Über den Dichter‘ (1912), ‚Der Geist Ariel‘ (1913) und ‚Über den jungen Dichter‘ (1913) 234
9. Auf die ändere Seite der Chronologie geraten: ‚Erlebnis‘ I und II (1913) 241
10. Krisis und Kairos des kosmischen Eros in der Dritten Elegie (Spätherbst 1913) und in den ‚Sieben Gedichten‘ (Oktober/November 1915) 245
11. Ansätze zur Sechsten Elegie (1913) 255
12. Wendezeit (1914). ‚Fünf Gesänge‘, ‚Richtung zur Zukunft‘, Krisis der Anschauung 263
a) Kairos der Rezeption: Die Ode ‚An Hölderlin‘ (September/Oktober 1914) 272
b) Augenblicks-Apostrophe: Der Gedichtentwurf „Du nur, einzig du bist ...“ (1914/15) 275
13. Die Vierte Elegie (November 1915) 278
14. Krisenjahre (November 1915–Februar 1922) 310
a) Katalysatoren des ‚kommenden Gottes‘ (1918–1922) 312
aa) ‚An die Musik (1918) 312
bb) ‚Nike‘ (1920) 315
cc) ‚Aus dem Nachlaß des Grafen C. W.‘ (1920/21) 321
dd) ‚Das Testament‘ (April 1921) 324
ee) Zur rechten Zeit am rechten Ort: Der genius loci Muzots 331
15. Adimpletio des Kairos: Die Vollendung der ‚Duineser Elegien‘ (Februar 1922) 333
a) Kairos und Zyklus 336
16. Problemorientierte Einzelanalysen 338
a) Die Fünfte Elegie 338
b) Die Sechste Elegie (Verse 32–41) 355
c) Die Siebente Elegie 356
d) Die Achte Elegie 373
e) Die Neunte Elegie (Verse 7–76) 380
f) Die Zehnte Elegie (Verse 16–113) 400
17. Summarischer Vergleich der ‚Duineser Elegien‘ mit den ‚Sonetten an Orpheus‘ 420
18. Der Augenblick im Rückblick II: Die Reflexion des Kairos von Muzot in Rilkes letzten Gedichten 423
a) ‚Der Magier‘ 425
19. Schlussbetrachtung 435
Bibliographie 440
Abbildungsnachweis 465
Personenregister 466
Sachregister 468