Das goldene Zeitalter der tschechischen Selbstverwaltung 1848–1918

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Das goldene Zeitalter der tschechischen Selbstverwaltung 1848–1918
Historische Forschungen, Vol. 125
(2025)
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Milan Hlavačka, Studium der Germanistik und Geschichte an der Karlsuniversität in Prag mit Promotion an der Philosophischen Fakultät 1979. Seit 1980 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Historischen Institut der Tschechischen Akademie der Wissenschaften sowie seit 1991 an der Philosophischen Fakultät der Karlsuniversität. Habilitation im Jahr 1995, Professur 2006. Hlavacka ist Mitglied im Redaktionsrat mehrerer wissenschaftlicher Zeitschriften. Der fachliche Schwerpunkt liegt auf der politischen, sozialen und wirtschaftlichen Geschichte der böhmischen Länder und der Habsburgermonarchie im 18. und 19. Jahrhundert, wobei die Geschichte des Transports und der Kommunikation, die Geschichte der Familienunternehmen, die Entstehung der Zivilgesellschaft und besonders die Rolle der Selbstverwaltung sowie nach 1989 die Erstellung neuer Geschichtslehrbücher für Grundschulen, Gymnasien und Berufsschulen im Vordergrund stehen.Abstract
Die Selbstverwaltung füllte für die Tschechen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ein staatsrechtliches Vakuum, denn sie war einer der Träger des staatsrechtlichen und nationalen Bewusstseins, was gerade durch die Zweigleisigkeit des österreichischen administrativen Systems ermöglicht wurde. Die böhmische Staatlichkeit war für sie zwar ein sehr lockendes, aber unerreichbares Ideal, das vorläufig nur an das Königreich Böhmen und den österreichischen Staat gebunden war. Die Selbstverwaltung konnte so dem tschechischen Homo Politicus die natürliche Beziehung zur Staatsmacht ersetzen und schuf ein Gefühl der staatsbürgerlichen Verantwortung wenigstens im Rahmen der lokalen politischen Verhältnisse. Die tschechische Selbstverwaltung schuf von 1848 bis 1918 eine selbstständige politische Mikrowelt mit eigenen Formen des zivilrechtlichen, administrativen und ökonomischen Handelns, die die Grenzen des monarchistisch und konservativ angelegten Staates zu überschreiten und sich auf ihre eigenen geistigen und materiellen Kräfte zu verlassen begann.»The Golden Age of Czech Self-Government 1849-1918«: The book describes the emergence and activities of Czech self-government during the »golden age« from 1848 to 1918 at three levels: municipal, district, and land/country. It also addresses the relationship to Bohemian state law, national education, bureaucratic language usage, homeland law, rural transport infrastructure, healthcare, and the embezzlement and disappearance of municipal property. Self-government was a highly developed civil-administrative instrument in Bohemia and was considered a school of liberal and later democratic attitudes, playing a key role in the development of Czech society into a modern and literate nation.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 5 | ||
Inhaltsverzeichnis | 7 | ||
I. Einleitend: Selbstverwaltung im Königreich Böhmen als historiographisches Problem | 13 | ||
II. Selbstverwaltung und Staatsrecht im Königreich Böhmen | 18 | ||
1. Selbstverwaltung des Königreichs Böhmen in den Jahren 1861–1918 | 18 | ||
a) Definition der Landesselbstverwaltung | 18 | ||
b) Vertretungs- und Verwaltungsorgane des Königreichs Böhmen | 24 | ||
c) Tschechisch-deutsche Streitigkeiten und Landesselbstverwaltung | 30 | ||
d) Erfolge der Landesselbstverwaltung | 35 | ||
2. Das böhmische Staatsrecht und seine Gebietskomponente | 38 | ||
3. Der große Krieg und Vorstellungen vom National- und Staatsgebiet | 44 | ||
4. Mit Befürchtungen beobachteter Aufstieg der Tschechen – Exkurs 1 | 55 | ||
III. Nationalisierung und Politisierung der Selbstverwaltung | 65 | ||
1. Selbstverwaltung und die alten Eliten | 65 | ||
2. Nationalisierung und Politisierung der tschechischen Selbstverwaltung | 70 | ||
a) Grundlegende Entwicklungslinien der Entstehung und Organisierung der tschechischen Selbstverwaltung | 70 | ||
b) Selbstverwaltung versus staatliche Verwaltung | 72 | ||
c) Der Prozess der Vereinigung und Politisierung der tschechischen Selbstverwaltungen | 84 | ||
d) Die Bedeutung der tschechischen Selbstverwaltung für die Erhaltung der Idee des böhmischen Staatsrechts in Thesen | 91 | ||
3. Selbstverwaltung als Schule der politischen Repräsentation | 93 | ||
a) Statistisch interpretierende Methode des kollektiven Biogramms | 94 | ||
b) Grundsätzliche Angaben zur statistischen Analyse | 94 | ||
c) Das liberale Selbstverwaltungssystem und die Entstehung der liberalen politischen Öffentlichkeit | 95 | ||
d) Das Verhältnis zwischen der Selbstverwaltungs- und Abgeordnetentätigkeit | 96 | ||
e) Sozialpolitische Auswertung dieser Ergebnisse in Thesen als Schlussfolgerung | 97 | ||
4. Selbstverwaltung und nationale Feste. Die Volksversammlung auf dem Georgsberg als Schauspiel | 98 | ||
a) Das Fest: Ein Theaterstück in drei Akten | 99 | ||
b) Festivität und Identität | 108 | ||
c) Die nationale Feier als organisatorische und logistische Leistung | 110 | ||
5. Das Ende der „Königsstadt“ Znaim. Die Entstehung der politischen Öffentlichkeit in einer mährischen deutschen Stadt – Exkurs 2 | 113 | ||
a) Die allgemeine Charakteristik der Stadt | 117 | ||
b) Die Entstehung der politischen Öffentlichkeit Znaims | 119 | ||
c) Gründe für die Entstehung des liberalen politischen Pluralismus in Znaim in Thesen | 125 | ||
d) Die Beendigung des Streits um das königliche Prädikat | 127 | ||
e) Schlussfolgerungen | 128 | ||
6. Die Entstehung des Nationalrates und die Selbstfinanzierung der Nation am Rande der Gesetzlichkeit | 130 | ||
a) Entstehung des Tschechischen Nationalrates | 130 | ||
b) Der Nationalstempel | 133 | ||
c) Spannungsfeld zwischen offensiver Nation und defensiver Staatsraison | 134 | ||
7. Selbstverwaltungen und ihre Tätigkeit während des Weltkriegs | 135 | ||
a) Tätigkeit der Selbstverwaltungen während des Krieges | 139 | ||
b) Weltkrieg im Hinterland als Kampf der alten und neuen Loyalitäten | 143 | ||
IV. Formierung der Selbstverwaltung | 147 | ||
1. Die Anfänge der Bezirksselbstverwaltung in Melnik | 147 | ||
a) Die Bezirksselbstverwaltung und ihr Wirkungsbereich | 148 | ||
b) Die Genese der Bezirksvertretung Melnik | 149 | ||
c) Das Wirken von Georg Christian Fürst Lobkowicz als Bezirksobmann | 155 | ||
d) Frantiek Vlastimil Vinkler – Bezirkssekretär und Defraudant | 156 | ||
e) Die Erfolge der Melniker Selbstverwaltung | 159 | ||
f) Schlussfolgerung zur Wirkung der tschechischsprachigen Bezirksselbstverwaltungen in Thesen | 160 | ||
2. Selbstverwaltung in industrialisierten Bezirken | 161 | ||
a) Das Wirtschaftsleben in den Jahren 1850 bis 1914 | 165 | ||
aa) Václav Schmidts Emailfabrik | 167 | ||
bb) Schmiedeeisengießerei der Gebrüder Čermák | 169 | ||
cc) Gießerei und Maschinenfabrik Jan Jindáček | 169 | ||
dd) Jakub Taussig – Zündholzfabrik Horschowitz | 170 | ||
ee) Gießerei Löwit und Taussig | 170 | ||
ff) Emailfabrik Rudolf Baumann und Otto Hofmann | 171 | ||
gg) Eisenwerke Komárov | 171 | ||
hh) Kleine Unternehmen in Horschowitz | 172 | ||
ii) Unternehmer und Selbstverwaltung | 173 | ||
b) Wechselwirkung von Wirtschaftsunternehmen und Selbstverwaltung in Thesen | 178 | ||
3. Schule und Selbstverwaltung | 179 | ||
a) Thesen über die moderne Schulorganisation in Österreich an der Wende der sechziger Jahre | 184 | ||
4. Das Heiligtum der Gemeindeschule und ihre Entweihung – Exkurs 3 | 185 | ||
a) Grundsteinlegung einer Dorfschule | 186 | ||
b) Die feierliche Weihe der neuen Volksschule | 190 | ||
c) Ihre „Entweihung“ durch unvollkommene Bürger | 191 | ||
d) Die kirchliche Ritualisierung als Verweltlichung des öffentlichen Lebens | 193 | ||
5. Über das Gemeindevermögen auf dem Lande und sein Verschwinden | 195 | ||
a) Die ambivalente Wirkung der Selbstverwaltung auf dem Lande | 200 | ||
V. Selbstpräsentation der Selbstverwaltung | 203 | ||
1. Die Wirtschaftsausstellung in Písek im Jahre 1867 | 203 | ||
2. Die Altersversicherung der Selbstverwaltungsbeamten | 213 | ||
3. Selbstverwaltung und Katastrophe. Das Hochwasser in Beroun von 1872 | 220 | ||
a) Gedenken an das Hochwasser | 220 | ||
b) Soziale und wirtschaftliche Dimension des Hochwassers in Beroun | 221 | ||
c) Selbstverwaltung kontra Staatsverwaltung | 224 | ||
d) Bilanz des Hochwassers | 228 | ||
4. Verbrechen und Strafe im Bereich Selbstverwaltung | 232 | ||
a) Warum ist der Bürgermeister Berouns verschwunden oder der Fall Wiesenberger | 235 | ||
5. Der Sprachengebrauch in der bürokratisierten Kommunikation und die Selbstverwaltung | 242 | ||
a) Von welcher Sprache ist die Rede? | 243 | ||
b) Die Konstruktion der Räume entlang der Sprachen | 245 | ||
c) Umordnungen des Raums und die Selbstverwaltung | 253 | ||
d) Räumliche Spaltung des Landes durch bürokratische Kommunikation | 261 | ||
6. Die Selbstverwaltungsgurus – Exkurs 4 | 262 | ||
a) Georg Christian Fürst Lobkowicz (1835–1908) | 262 | ||
b) Frantiek Schwarz (1840–1906) | 270 | ||
c) Karel Adámek (1840–1918) | 276 | ||
VI. Selbstverwaltung, Infrastruktur und Heimatrecht | 282 | ||
1. Landesselbstverwaltung und öffentliches Krankenwesen | 282 | ||
a) Die Festlegung der Gehälter in den Bezirkskrankenhäusern | 291 | ||
b) Thesen zur Entstehung einer flächendeckenden, öffentlichen und allgemeinen Gesundheitsfürsorge in Böhmen | 308 | ||
2. Die Landesbahnaktion | 311 | ||
a) Allgemeine und rechtliche Baubedingungen für Lokalbahnen in Böhmen | 312 | ||
b) Die Errichtung der Lokalbahnen in Böhmen (1893–1914) | 313 | ||
c) Volkswirtschaftliche Ergebnisse der Landesbahnaktion | 320 | ||
3. Heimatrecht, Schub und Selbstverwaltung – Exkurs 5 | 324 | ||
4. Erfolge und Unvollkommenheiten der tschechischen Selbstverwaltung 1848–1913 | 331 | ||
VII. Abschließend: Selbstverwaltung und Entstehung der liberalen Zivilgesellschaft in Böhmen im 19. Jahrhundert | 338 | ||
1. Das Verwaltungsgericht und seine Aufgabe in der liberalen Gesellschaft oder die legale Möglichkeit zur institutionellen Kanalisierung des Konfliktpotenzials in der bürokratischen Praxis | 341 | ||
2. Parameter der neuen liberalen Zivilgesellschaft | 345 | ||
3. Der Zerfall der Habsburgermonarchie und die Selbstverwaltung – Exkurs 6 | 351 | ||
a) Der demographische und kulturelle Aufschwung der Tschechen in der Doppelmonarchie in Zahlen | 352 | ||
b) Das böhmische Staatsrecht und was von ihm geblieben ist. Oder wie eine nach- oder neben- und nichtösterreichische Perspektive erwachte | 352 | ||
c) Die Beziehung der Tschechen zum Staat | 355 | ||
d) Die slawische Frage als Staatsverrat | 355 | ||
e) Die Rolle der Selbstverwaltung und das Erwachen der Idee der Selbstständigkeit und Selbstgesetzlichkeit | 356 | ||
f) Zerfall der bürokratischen Säule des Staates | 357 | ||
g) Märtyrer der tschechischen Selbständigkeit endlich gefunden | 358 | ||
Zusammenfassung und Abstract | 360 | ||
Zusammenfassung | 360 | ||
Summary | 362 | ||
Karte: Umgangssprachen in Böhmen | 364 | ||
Quellen- und Literaturverzeichnis | 365 | ||
Archivquellen | 365 | ||
Literaturverzeichnis | 366 | ||
Monografien | 366 | ||
Zeitschriftartikel | 373 | ||
Zeitungen | 376 | ||
Namenregister | 378 |