Die Unternehmensreputation als Rechtsproblem

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Die Unternehmensreputation als Rechtsproblem
Grundlagen, Dogmatik und äußerungsrechtliche Rechtsanwendung – zugleich ein Beitrag zur Konturierung der Unternehmenspersönlichkeit
Schriften zum Wirtschaftsrecht, Vol. 368
(2025)
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About The Author
Patrick Günnel berät und verteidigt als Rechtsanwalt im Bereich des Wirtschafts- und Steuerstrafrechts. Er studierte Rechtswissenschaften an der Universität Leipzig mit Schwerpunkt Unternehmensrecht. Während des Studiums war er am strafrechtlichen Lehrstuhl von Prof. Dr. Hendrik Schneider tätig. Sein Referendariat absolvierte er von 2021 bis 2023 im Bezirk des Oberlandesgerichts Frankfurt am Main. Herr Günnel arbeitete promotionsbegleitend als wissenschaftlicher Mitarbeiter in internationalen Wirtschaftskanzleien. Vor seiner juristischen Laufbahn war er u. a. in der Automobilwirtschaft beschäftigt und schloss berufsbegleitend ein betriebswirtschaftliches Fernstudium ab.Abstract
Die Unternehmensreputation wirft vielgestaltige Rechtsfragen auf, sei es im Kapitalmarkt-, Gesellschafts- oder Strafrecht. Gleichwohl bleiben sie und das Reputationskapital dogmatisch weitgehend unergründet. Deutlich wird dies im Äußerungsrecht, wo die Unternehmensreputation oft nur mit Begriffen wie »Geschäftsehre« oder »Image« umschrieben, als Rechtsinteresse jedoch nur unzureichend erfasst und in die Abwägung mit Kommunikationsfreiheiten eingestellt wird.Die Arbeit entwickelt eine umfassende Rechtsdogmatik. Sie führt die Unternehmensreputation und die Unternehmensidentität als die Unternehmenspersönlichkeit konstituierende Konzepte ein und zeigt deren einfachgesetzlichen wie verfassungsrechtlichen Schutz vor rechtswidrigen Eingriffen auf. Zugleich werden unter Rückgriff auf die Reputationsforschung praxisrelevante Aspekte wie die Reputationsmessung, Bewertung und Bilanzierung des Reputationswerts und die schadensrechtliche Geltendmachung von Reputationsvermögensschäden behandelt.»Corporate Reputation as a Legal Problem. Fundamentals, Dogmatics and the Application of the Law of Reputation - Including a Contribution to Defining Corporate Personality«: This interdisciplinary, legal-dogmatic study examines corporate reputation and corporate identity as constitutive concepts of corporate personality and shows how they are protected against unlawful interference under German civil and constitutional law. The study also addresses practical aspects such as measuring reputation, assessing and accounting the value of reputation and claiming damages for reputational harm and loss of goodwill.
Table of Contents
Section Title | Page | Action | Price |
---|---|---|---|
Vorwort | 7 | ||
Inhaltsverzeichnis | 9 | ||
1. Teil: Inter- und multidisziplinäre Grundlagen | 15 | ||
A. Grund, Gegenstand und Gang der Untersuchung | 15 | ||
B. Einführung in die Reputationsforschung | 20 | ||
I. Wirtschaftswissenschaftliche Reputationsforschung | 20 | ||
1. Die Corporate Reputation im Umfeld des ökonomischen Theorieprogramms | 21 | ||
a) Neue Institutionenökonomik | 21 | ||
b) Spieltheorie | 23 | ||
c) Ressourcentheorie | 24 | ||
2. Ökonomische Reputationsfunktionen | 25 | ||
a) Stakeholderbegriff | 26 | ||
b) Reputationsfunktionen aus der Perspektive der Stakeholder | 27 | ||
c) Reputationsfunktionen aus der Perspektive der Anbieterunternehmung | 27 | ||
aa) Vermögensfunktion – Reputationskapital | 28 | ||
bb) Disziplinierungsfunktion | 31 | ||
3. Zusammenfassung | 32 | ||
II. Sonstige Reputationsforschung | 33 | ||
1. Kommunikationswissenschaften | 34 | ||
a) Public Relations | 34 | ||
b) Reputationsmanagement als ursprüngliche Aufgabe der PR | 35 | ||
2. Soziologie | 37 | ||
3. Psychologie | 38 | ||
III. Zusammenführung: Reputationsforschung als Hyperonym | 40 | ||
C. Durchdringung des Reputationsphänomens | 40 | ||
I. Reputationsbegriff – Genese, Charakterisierung, Differenzierung und Synthese | 40 | ||
1. Die Reputation im Spiegel anderer Anerkennungsformen | 41 | ||
a) Annäherung an den Begriff und das Konstrukt Reputation | 41 | ||
b) Öffentlichkeit als Primärvoraussetzung | 43 | ||
c) Träger sozialer Anerkennungskonstrukte | 46 | ||
d) Zusammenfassung | 47 | ||
2. Funktionelle und terminologische Abgrenzung in der Reputationsforschung | 48 | ||
a) Image | 48 | ||
aa) Inhalt und Entstehung | 49 | ||
bb) Imageträger | 51 | ||
cc) Zeitkomponente | 51 | ||
dd) Imageperspektiven | 52 | ||
ee) Zusammenfassung | 53 | ||
b) Identität | 54 | ||
c) Marke | 57 | ||
3. Die Unternehmensreputation als ein multidimensionales Anerkennungskonstrukt | 61 | ||
a) Mehrdimensionalität – attributsspezifische Teilreputationen | 62 | ||
b) Stakeholderspezifische Teilreputationen | 63 | ||
c) Zusammenfassung: Multidimensionalität der Unternehmensreputation | 64 | ||
4. Bedeutungszusammenhänge | 65 | ||
a) Ehre ( Identität und Reputation) | 65 | ||
b) Vertrauen | 70 | ||
5. (Rechtswissenschaftliche) Arbeitsbegriffe – (Unternehmens-)Reputation | 73 | ||
6. Zentrale Begriffe – Übersicht | 75 | ||
II. Operationalisierung und Quantifizierung | 78 | ||
1. Reputationsmessung | 79 | ||
a) Praxisorientierte Erhebung: Fortune's Most Admired Companies | 80 | ||
b) Weitere praxisorientierte Erhebungen | 81 | ||
c) Wissenschaftlich fundierte, praxisorientierte Erhebungen: RQ und RepTrak (Pulse) | 81 | ||
d) Wissenschaftliche Verfahren | 83 | ||
aa) Corporate Character Scale | 83 | ||
bb) Schwaigers wissenschaftlicher Messansatz | 85 | ||
e) Zusammenfassung | 86 | ||
2. Quantifizierung des Reputationswerts | 88 | ||
a) Reputationskapital als Kapitalwertkalkül (Income Approach) | 88 | ||
b) Von der Identifikation relevanter Zahlungsströme zur Reputationsbewertung | 93 | ||
aa) Goodwill: Begriff, Bilanzierung, Bewertung im Licht der Unternehmensreputation | 93 | ||
bb) Die Markenbewertung als Blaupause für die Bestimmung des Reputationswerts | 99 | ||
c) Bewertung von Reputationsvermögensschäden | 109 | ||
d) Zusammenfassung: Reputationsbewertung und Schadensbemessung | 115 | ||
2. Teil: Juristische Synthese (Konsolidierung und Substantiierung) | 117 | ||
A. Ausgangsbetrachtung: Reputationsschutz natürlicher Personen vs. unternehmensbezogener Reputationsschutz | 117 | ||
B. Überindividuelles Interesse am Reputationsschutz von Rechtssubjekten | 122 | ||
I. Der Reputationsmechanismus und seine gesetzliche Indienststellung | 122 | ||
1. Beispiel des § 161 AktG (comply or explain) | 123 | ||
2. Beispiel der §§ 87a, 120a, 162 AktG (say on pay – decide on pay) | 125 | ||
II. Verhältnismäßigkeit der gesetzlichen Indienstnahme des Reputationsmechanismus | 129 | ||
1. Funktionsfähigkeit und Verhältnismäßigkeitsgrundsatz | 129 | ||
2. Milde Indienststellung und eingriffsintensive Instrumentalisierung der Reputation | 131 | ||
III. Indienststellung und Schutz des Reputationsmechanismus als Postulat der Freiheitsidee | 133 | ||
IV. Internalisierungsunabhängige Wechselbeziehungen von Recht und Reputation | 134 | ||
1. Symbiose von Recht und Reputation am (historischen) Beispiel der Haftungsbeschränkung von (Kapital-)Gesellschaften | 134 | ||
2. „Die Erhärtung weichen Rechts“ (hardening of soft law) | 138 | ||
V. Schlussfolgerung und Überleitung | 141 | ||
C. Die Unternehmensreputation als subjektives Schutzgut der Rechtsordnung | 142 | ||
I. Das Unternehmen als Schutzobjekt in der Hand seines Rechtsträgers | 143 | ||
1. Unternehmensbegriff | 143 | ||
2. Unternehmensschutz und Unternehmensträger | 145 | ||
II. Der äußerungsrechtliche Persönlichkeits-/Reputationsschutz des Unternehmens/-trägers | 146 | ||
III. Unternehmenspersönlichkeit ( Unternehmensidentität und -reputation) | 147 | ||
IV. Der Schutz der Unternehmenspersönlichkeit durch Rahmenrechte | 150 | ||
1. Allgemeines | 150 | ||
2. Wertungsinkonsistenzen i.Z.m. unternehmenstragenden natürlichen Personen | 153 | ||
V. Unternehmenspersönlichkeit und Persönlichkeit unternehmenstragender Einheiten und Kollektive | 158 | ||
1. Die (unternehmenstragende) juristische Person im Sinne des Art. 19 Abs. 3 GG | 159 | ||
2. Sinn und Zweck der Grundrechtsmediatisierung des Art. 19 Abs. 3 GG | 161 | ||
3. Zur wesensmäßigen Anwendbarkeit des (allg.) Persönlichkeitsschutzes natürlicher Personen | 164 | ||
a) Literatur | 166 | ||
aa) Verfassungsrechtlicher Ansatz | 167 | ||
bb) Individualrechtlicher Ansatz | 170 | ||
cc) Interessensorientierter Ansatz (als Ausfluss der Interessens- und Wertungsjurisprudenz) | 172 | ||
dd) Theorie zur juristischen Person | 176 | ||
(1) Rezeption und Reflexion durch Klippel, von Lilienfeld-Toal und Meissner | 177 | ||
(2) Aufgeworfene Fundamentaldimensionen | 182 | ||
(3) Organisation als Zentralbegriff des Unternehmens/überindividuellen Rechtsträgers | 185 | ||
(4) Schlussfolgerungen | 189 | ||
ee) Funktionsgerichteter Ansatz | 190 | ||
ff) Zusammenfassung und Konklusion | 201 | ||
b) Konsolidierungsergebnis: Die Persönlichkeit unternehmenstragender Einheiten und Kollektive und ihr (allgemeiner) Persönlichkeitsschutz | 204 | ||
3. Teil: Dogmatisch-systematische Fundierung im äußerungsrechtlichen Kontext | 210 | ||
A. Materialisierung und Normativierung einer die Unternehmenspersönlichkeit schützenden Rechtsposition | 210 | ||
I. Äußerungsbedingte Beeinträchtigungen der Unternehmenspersönlichkeit | 211 | ||
II. Strukturgebende Implikationen | 217 | ||
III. Materielle und normative Grenzen/Wahrheitsschutz | 220 | ||
IV. Unrechtsbestimmung und normative Korrektur nach der herrschenden Lehre | 225 | ||
V. Das Erfordernis einer schutzbereichsbegrenzenden Abwägung und ihre Realisierung | 228 | ||
1. Lauterkeitsrecht | 230 | ||
2. Deliktsrecht | 231 | ||
VI. Der Begriff der Unlauterkeit als tatbestandlicher Wertbegriff der Rahmenrechte | 235 | ||
1. Der Rechtsbegriff der Unlauterkeit und seine Eignung als tatbestandlicher Wertbegriff | 236 | ||
2. Beurteilung der (Un-)Lauterkeit einer Beeinträchtigung der Unternehmenspersönlichkeit | 242 | ||
a) Voraussetzungen einer materiell interessensgerechten Abwägung und ihre normative Leitung | 242 | ||
b) Wertgebundene Abwägung mit Kommunikationsfreiheiten | 243 | ||
aa) Wahre und unwahre Tatsachenbehauptungen | 244 | ||
bb) Meinungsäußerungen: Grundrechtliche und judikative Wertungsvorgaben | 246 | ||
cc) Meinungsäußerungen: Übergewicht der Kommunikationsfreiheiten | 250 | ||
(1) Rechtstechnische Überbetonung der Kommunikationsfreiheiten | 251 | ||
(2) Die stetige Verwässerung der Lüth-Kriterien | 258 | ||
(3) Der nahezu absolute Vorrang der Kommunikationsfreiheiten im Spannungsfeld eines interessensgerechten, ergebnisoffenen Abwägungsprozesses | 259 | ||
dd) Meinungsäußerungen: Materiell interessensgerechte (Un-)Lauterkeitsbeurteilung | 264 | ||
VII. Äußerungsrechtlicher Unrechtstatbestand der Rahmenrechte und Beweisführung | 271 | ||
1. Haftungsgrund | 271 | ||
2. Darlegungs- und Beweislast | 275 | ||
3. Das Verhältnis zwischen dem Unternehmenspersönlichkeitsrecht und dem Recht am Unternehmen | 278 | ||
B. Verfassungsrechtlicher Hintergrund | 283 | ||
I. Einfassung des maßgeblichen Grundrechtsrahmens | 285 | ||
II. Unternehmerische Betätigungsfreiheit (Art. 12 Abs. 1 GG) | 287 | ||
1. Sachlicher Schutzbereich | 287 | ||
2. Schnittstelle zu Art. 9 Abs. 1 GG | 293 | ||
3. Schnittstelle zu Art. 14 Abs. 1 GG | 296 | ||
4. Schnittstelle zu Art. 2 Abs. 1 GG | 307 | ||
III. Zusammenfassung | 310 | ||
C. Einzelne Problemfelder auf dem Gebiet des äußerungsrechtlichen Schutzes der Unternehmenspersönlichkeit | 311 | ||
I. Kreditgefährdung nach § 824 BGB | 313 | ||
II. Mitbewerberschutz vor Beeinträchtigungen der Unternehmenspersönlichkeit | 316 | ||
1. Verhältnis der §§ 4 Nr. 1, Nr. 2 und 6 Abs. 2 Nr. 5 UWG zu § 3 Abs. 1 UWG | 317 | ||
2. Herabsetzung (§ 4 Nr. 1 UWG)/herabsetzende Werbung (§ 6 Abs. 2 Nr. 5 UWG) | 319 | ||
a) Vergleichende Werbung ohne Vergleich? | 320 | ||
b) Der (verbleibende) Anwendungsbereich des § 4 Nr. 1 UWG | 322 | ||
c) Gleichsinnige Auslegung der Merkmale der §§ 4 Nr. 1 und 6 Abs. 2 Nr. 5 UWG | 322 | ||
aa) Gegenüberstellung der Tatbestandsmerkmale, Gehalt und Abwägung | 324 | ||
bb) Identische Auslegung einzelner Merkmale bei pauschal herabsetzender Werbung | 329 | ||
d) Normzweck | 330 | ||
3. Anschwärzung nach § 4 Nr. 2 UWG | 332 | ||
III. Schadensersatz und Geldentschädigung | 337 | ||
1. Die Grundsätze zur dreifachen Schadensberechnung als Ausgangspunkt | 339 | ||
2. Geldentschädigung bei Reputationsschäden? | 350 | ||
3. Reputationsvermögensschaden als materieller Schaden an einem Immaterialgut | 354 | ||
4. Konkrete Berechnung des ereignisbedingten Unternehmenswertschadens und Beweismaß | 363 | ||
4. Teil: Zusammenfassung der Ergebnisse | 371 | ||
A. Reputation, Unternehmensreputation und Reputationskapital | 371 | ||
B. Reputationsmessung und monetäre Reputationsbewertung | 372 | ||
C. Recht und Reputation | 373 | ||
D. Ehre natürlicher Personen | 374 | ||
E. Unternehmenspersönlichkeit | 374 | ||
F. Persönlichkeit unternehmenstragender Einheiten und Kollektive | 375 | ||
G. Einfachgesetzlicher Äußerungsschutz der Unternehmenspersönlichkeit | 377 | ||
I. Schutzbereichsbegrenzende Güter- und Interessenabwägung | 377 | ||
II. Übergewicht der Kommunikationsfreiheiten | 378 | ||
III. Anspruchsspezifische Erkenntnisse | 378 | ||
IV. Schadensersatz und Geldentschädigung | 380 | ||
H. Grundrechtsrahmen | 380 | ||
Literatur- und Internetquellenverzeichnis | 382 | ||
Stichwortverzeichnis | 430 |